Starke Gemeinschaft Mellenseestraße

Choose your language *

„Ich freue mich, wenn andere sich freuen“ 

Birgitt Erasmus ist die gute Seele der Mellenseestraße. Regelmäßig holt die 79-Jährige die Seniorengemeinschaft zusammen. Für eine Bank im Tierpark, für Bingo und für geteilte Freude.

Beim gemeinsamen Bingo-Nachmittag in der Mellenseestraße Anfang Mai in Berlin-Friedrichsfelde erinnert sich das Ehepaar Fründt zurück: Ende der 50er-Jahre haben die beiden als Studierende der Hochschule für Ökonomie den Kamelgraben für den Berliner Tierpark selbst mit vorbereitet. Heute sind sie dort regelmäßig als Gast zu Besuch und genießen den Blick auf die Kamelwiese von ihrer Bank aus.

Eine Bank im Tierpark für die Gemeinschaft

Die Bank war eine der vielen Ideen, die Birgitt Erasmus für die Seniorengemeinschaft in der Mellenseestraße 39 bis 41 ins Leben gerufen hat. Gemeinsam mit Iris Scheppner, die seit 2015 als Concierge für die HOWOGE im Haus arbeitet, organisiert die 79-Jährige das ganze Jahr über Feste und Veranstaltungen für die Gemeinschaft. Es liege ihr im Blut, sagt sie. Schon als junge Frau organisierte sie Hochschulfeste, arbeitet dann lange in der Kultur und engagiert sich nun für die rund 80 Mietparteien in Friedrichsfelde. „Meine Freunde sagen, ich bin so geboren“, erzählt Erasmus und ergänzt: „Ich freue mich einfach, wenn andere sich freuen.“ So kam beim gemeinsamen Weihnachtsfest auch die Idee für eine Bankpatenschaft auf. Insgesamt 38 Patinnen und Paten spenden schließlich 1.250 Euro für eine Bank im Tierpark Friedrichsfelde. Beim ersten Spendenaufruf reicht das Geld noch nicht. Erst zum Valentinstag, beim dritten Aufruf, kommt das Geld zusammen und macht nun viele Mieterinnen und Mieter der Gemeinschaft glücklich.

„Es ist eine schöne Bank“, sagt Bankpatin Sylvia Pietsch, die an diesem Nachmittag ihre Nachbarinnen und Nachbarn bei Kaffee und Kuchen zum Bingo-Spielen in den Gemeinschaftsräumen trifft. Ein Tisch weiter sitzen Renate und Walter Pflaum. Auch sie wohnen seit 2015 hier und sind als Sponsoren stolz auf ihre Bank. „Wir gehen sehr gerne hin“, sagen sie. Und sie fühlen sich wohl in der Hausgemeinschaft, in dem Haus, das die HOWOGE vor knapp zehn Jahren extra für Seniorinnen und Senioren modernisiert hat – barrierefrei, mit Fahrstühlen, viel Grün und Räumen für gemeinsame Aktivitäten.

„Es herrscht eine enorme Wertschätzung untereinander“

Was vor gut zehn Jahren mit einer Sportgruppe begann, wurde durch die Unterstützung von Concierge Iris Scheppner und das Engagement von Birgitt Erasmus zum zweiten Wohnzimmer für viele Anwohnende. „Wir haben hier vor Corona zusammen Sport gemacht, gebastelt und Skat gespielt“, erinnert sich Scheppner, die am Empfang immer ein offenes Ohr für die Mieterschaft hat. „Die Menschen hier im Haus freuen sich, wenn sie Kontakte knüpfen und sich austauschen können.“ Die Anlässe dafür schafft inzwischen Birgitt Erasmus mit immer neuen Impulsen. Neben allen bekannten Jahresfesten finden regelmäßige Buchlesungen statt, wo Erasmus anspruchsvolle Bücher und ihre Autoren vorstellt. „Erst kamen sechs Gäste, inzwischen sind es 22“, freut sich Erasmus, die sogar eine kleine Bibliothek mit aufgebaut hat. Ähnlich sei es mit anderen Veranstaltungen. Oft kommen anfangs nur wenige, dann werden es immer mehr und die Skepsis – zum Beispiel gegenüber dem regelmäßigen Gedächtnistraining – verschwindet nach und nach. Bei Letzterem unterstützen inzwischen zwei Mieterinnen mit Gesang und Pantomime. „Es herrscht eine enorme Wertschätzung untereinander“, sagt Birgitt Erasmus.

Das merkt man auch an diesem Bingo-Nachmittag. Die Stimmung ist locker, es wird gelacht und das Durcheinander der vielen Gespräche füllt den Raum. Iris Scheppner kocht wie immer Kaffee, der Sekt steht kalt, der Kuchen auf dem Tisch. Über einen Obolus wird das “Miteinander” finanziert. Dann ertönen die ersten Bingo-Rufe und die Bewohnerinnen und Bewohner der Mellenseestraße teilen buchstäblich das Glück dieser Wohngemeinschaft.

Wie können wir Sie unterstützen?
Suche