Hier wächst was zusammen

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Im Innenhof der Lichtenberger Maximilianstraße pflegen Nachbarinnen und Nachbarn gemeinsam einen Gemüsegarten. Bei regelmäßigen Garteneinsätzen und in Pflanz-Workshops lernen die Teilnehmenden viel dazu und einander kennen.

Radieschen und Rhabarber gaben den Auftakt in diesem Jahr. Inzwischen wächst im Hinterhof der Maximilianstraße saftig grünes Basilikum neben jungen Tomaten. In der Erde sind bereits Kartoffeln – die alten Sorten in Blau und Rosa – Zucchini, Kürbis, Mais und Bohnen. Alles nach Plan, versteht sich. Ein vielfältiger Ackerplan wurde für die Gärtnergruppe erstellt. „Hier wird in 13 Jahren nicht einmal dasselbe wachsen“, erklärt Virginia Boye, die heute für Ackerpause tätig ist und Menschen unterstützt, ihr Gemüse selbst anzubauen.

Gestartet ist das gemeinsame Projekt zwischen der HOWOGE und Ackerpause bereits 2019. Nachdem in der Sophienstraße die Mieterschaft bereits erfolgreich im Hinterhof ackerte, sollten weitere Flächen dazu kommen und zu Nutzflächen werden. Der Nutzen liegt auf der Hand: ein besseres Klima im Wohngebiet, mehr Vielfalt für Insekten, Obst und Gemüse für die Anwohnerschaft und nicht zuletzt ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Zu Beginn werden die freiwilligen Gärtnerinnen und Gärtner noch von einem Acker-Coach unterstützt. In regelmäßigen Pflanzworkshops, bei gemeinsamen Pflanzungen im Frühjahr und Sommer und über eine Ackersprechstunde  lernen die HOWOGE-Pflanzgruppen klimafreundlich anzubauen. „Irgendwann zieht sich Ackerpause dann zurück und die Gärtnergruppe kann allein gärtnern“, erklärt Boye im grünen Hof der Maximilianstraße, als sie hier Anfang Juli ihr wertvolles Wissen mit einer kleinen Mietergruppe teilt.

Wie vor tausenden Jahren 

Gemeinsam lernen die engagierten Mieterinnen und Mieter der HOWOGE an diesem Tag, wie man Ollas baut – ein Jahrtausende altes Bewässerungssystem, das Wasser spart und tägliches Gießen ersetzt. Nebenbei wird Basilikum besonders wassersparend in die Erde gesetzt. Er wächst nun direkt neben den Tomaten, wo er für mehr Aroma in den Pflanzen sorgt. „Ganz wie auf dem Teller“, lacht Boye. Die Mischkultur in den umliegenden Beeten hat ebenfalls System: Der Kürbis wächst neben dem Mais, damit er sich an ihm hochhangeln kann. Dafür bedeckt und schützt die Kürbispflanze wiederum den Mais und die Bohne spendet wertvollen Stickstoff in der Erde. Ein smartes Trio, das schon vor 5.000 Jahren auf dem Vormarsch war. „Uns geht es um klimafreundliches und wassersparendes Gärtnern“, so Boye. Und um eine gesunde „Work-Plant-Balance“. Sie weiß: Frisches Gemüse aus dem eigenen Garten und Zeit im Grünen tut gut. Das motiviert auch die Teilnehmenden. Und doch steckt für die freiwillige Pflanzgemeinschaft noch mehr dahinter.

„Obst und Gemüse sind Nebensache“ 

Marlies Rother ist bereits Rentnerin. Durch einen Aufruf in der HOWOGE-Mieterzeitung kam sie 2020 auf den Acker der Maximilianstraße. „Mir war der Austausch im Wohngebiet wichtig. Dass ich hier auch Obst und Gemüse ernte, war für mich Nebensache“. Die Berlinerin kommt so oft es geht zum Beet, um ein nettes Gespräch zu führen und Menschen aus der Nachbarschaft zu treffen. Im Moment allerdings kommt sie kaum zum Plaudern: Es ist zu viel zu tun für zu wenige Hände.  
Mit ihr engagiert sich auch Gernot Hahn, der selbst seit 2010 einen eigenen Garten im Hof hat. Das Gärtnern macht ihn glücklich. „Was gibt es Besseres als an heißen Tagen nach der Arbeit im kühlen Grün zu sitzen, direkt vor der eigenen Haustür?“  Zu tun gibt es täglich etwas. Das weiß auch Michael B., der ein- bis zweimal in der Woche zum Gießen kommt. In der Familie gab es früher immer einen Garten, berichtet er. Heute freut er sich, sein Wissen zu teilen und Neues zu lernen. Zum Beispiel, dass man Unkraut ruhig stehen lassen kann, weil es auch einen Nutzen hat. Sobald er erst einmal in Rente ist, hofft er auf mehr Zeit für den Gemeinschaftsacker. Bis dahin melden sich aber hoffentlich noch weitere Interessenten, die beim Ackern, Pflanzen, Gießen und Ernten unterstützen. Genug Gemüse ist sicher für alle da, auch wenn das eigentlich nur Nebensache ist.

Jetzt mitackern

Ob täglich, wöchentlich oder bei Gelegenheit – die Gärtnergruppe der Maximilianstraße 7 freut sich über neue Mitstreiter. Bitte melden unter: acker.co/ackerpause/mitmachen oder an urbanfarming@ackerpause.de und Acker-Code 24UF110 angeben.

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